Wie man Hightech in Berlin voranbringt - Ein Nachruf auf Dr. Helmut Ringelhan, Laserpionier und engagierter Netzwerker
Am 25. Dezember 2021 ist Dr. Helmut Ringelhan im Alter von 75 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben. Mit ihm verliert Berlin einen begabten Ingenieur und engagierten Netzwerker. Mit seiner leidenschaftlichen Art hat er die Verbandsarbeit im Bereich der industriellen Lasertechnik in Berlin und Brandenburg aufgebaut und maßgeblich vorangetrieben. Unermüdlich hat er daran gearbeitet, mehr Menschen für diese neue Technik zu interessieren. Er hat damit einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass die Lasermaterialbearbeitung in Berlin und Brandenburg heute eine solide wirtschaftliche Basis hat.
Helmut Ringelhan hat an der Technischen Universität Berlin Maschinenbau und Feinwerktechnik studiert. Seine erste Anstellung erhielt er in einem Traditionsbetrieb der optischen Technologien: Von 1974 bis 1978 arbeitete er als Projekt-Ingenieur bei der Ernst Leitz Wetzlar GmbH. Als junger Ingenieur konnte er dort seine ersten Erfahrungen sammeln und auch erste Patente anmelden.
1978 kam er nach Berlin zurück und startete hier in der optischen Industrie. Zu der Zeit entwickelte sich die Laserforschung in Berlin stürmisch: An der Technischen Universität arbeitete man an Laserquellen und spektroskopischen Methoden, an der Freien Universität wurde die Lasermedizin vorangetrieben. Helmut Ringelhan stieg 1985 in das neugegründete Laser-Medizin-Zentrum in Dahlem ein. In dessen Umfeld fertigte er auch seine Promotionsarbeit an und reichte sie an der TU Berlin ein.
Anfang der 1990er Jahre entwickelte Helmut Ringelhan ein Schulungsprogramm, um das Wissen über die neue Lasertechnologie in Kursen für die Anwender zu vermitteln. Über 20 Jahre hat er danach erfolgreich diese Kurse gehalten und so persönlich für den Know-how-Transfer in Berlin und Brandenburg und weit darüber hinaus gesorgt.
Der Laserverbund Berlin Brandenburg
Ein Höhepunkt seiner Arbeit war die Gründung des Laserverbunds Berlin Brandenburg am 15.12.1993. Eingeladen zu der Gründungsversammlung hatten die Professoren Weber (TU) und Radloff (MBI). Helmut Ringelhan hatte die organisatorische Vorarbeit geleistet und war der erste Geschäftsführer dieses Vereins zur „Förderung der Verbreitung und Weiterentwicklung der Lasertechnologie vorrangig in Berlin und Brandenburg“ wie es in der Vereinssatzung heißt.
„Das ist ihm auch gelungen“ kommentiert LVBB Vorstandsmitglied Thomas Beck, der damals schon dabei war. „Helmut hat die großen und kleinen Player zusammengebracht: Siemens, Daimler oder Rolls-Royce waren genauso dabei wie kleine Handwerker oder neue Unternehmen. Die Menschen und die Technik zusammenzubringen, das war ihm eine Herzenssache.“
Helmut Ringelhan organisierte den Austausch mit Universitäten und Instituten nicht nur in Berlin sondern auch in Cottbus, Rathenow oder Wildau. Natürlich endete der Horizont nicht an der Elbe oder an der Oder, Exkursionen führten die Vereinsmitglieder nach Rostock, Dresden oder auch Stuttgart. Mit einem Anwendertreffen in Wuhan wurde 2012 das Netzwerk sogar bis nach China ausgedehnt.
2000 übernahm er auch den Vorstandsvorsitz von Professor Weber. In dieser Zeit wuchs die Mitgliederzahl stark bis auf 120. Er entwickelte neue Formate, etablierte zusammen mit Hans Metge den Laserstammtisch, vernetzte den Verband mit der Technologiestiftung Berlin und engagierte sich auch in der Nachwuchsförderung.
Die Photon AG
Für Helmut Ringelhan war Thema Laser immer mit der industriellen Anwendung verknüpft. Da lag es nahe, selbst eine Firma zu gründen. Das passierte zur Jahrtausendwende. Zusammen mit einigen ehemaligen INPRO-Mitarbeitern und Holger Alder (vormals VW) gründete er die Photon Laser Engineering GmbH in Berlin Spandau. Er war Gründungsgeschäftsführer und Anteilseigner, auch als die Firma mit anderen Gesellschaften in die Photon AG umgewandelt wurde.
Neben der Geschäftsführung betreute er das Schulungscenter. Dort gelang es ihm, Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und verschiedenen Industriebereichen mit der Lasertechnik vertraut zu machen. „Daimler hat Personal aus Südafrika nach Berlin zur Schulung geschickt“ berichtet der Geschäftsführer der Photon AG, Holger Alder. „Und VW hat die Leute aus Mexiko hergeholt. Helmut hat auch für den chinesischen Bahnkonzern CRRC Schulungen gemacht.“ 2011 zog sich Helmut Ringelhan aus der aktiven Arbeit zurück, wobei er weiter mit seiner eigenen Firma als Berater aktiv blieb.
Helmut Ringelhan hinterlässt eine Familie mit zwei Kindern und Enkelkindern, an denen er immer sehr hing. Die Berliner Community der industriellen Lasertechnik trauert um einen Pionier dieser neuen Technik. Am Aufbau solider mittelständischer Strukturen für die Lasertechnik in Berlin und Brandenburg hatte Helmut Ringelhan einen entscheidenden Anteil.
Verfasst von Hr. Dr. Andreas Thoß