Neue Wege, die ans Ziel führen
Innovationen sind essentiell, um neue Wege zu beschreiten. Das gilt auch für die Digitalisierung in der Augenoptik, bei der moderne Technologien zum Einsatz kommen und die neue Produkte, Prozesse und Lösungsansätze hervorbringt. Hiervon standen einige im Fokus des diesjährigen Berlin Brandenburger Optik-Tags mit dem Titel „Das Auge im Blick – Digitalisierung in der Augenoptik“.
Anders als in den letzten drei Jahren haben sowohl Berliner als auch Brandenburger Akteure ihre Expertisen und innovativen Ideen vorgestellt. Ein weiteres Novum war das Veranstaltungsformat: „Um die schöne Tradition des Optik-Tags wegen der COVID-19-Pandemie nicht unterbrechen zu müssen, haben wir als erstes Cluster entschieden, ein hybrides Format zu testen“, erklärte Katharina Witte, Projektmanagerin Innovation Optik I Photonik bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH, in der Begrüßung. Sie hatte die Veranstaltung gemeinsam mit der Clustermanagerin Anne Techen von der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg GmbH (WFBB) organisiert. Interessierten wurde die Möglichkeit geboten, im Fraunhofer-Konferenzzentrum in persona sowie online via Live-Stream teilzunehmen. Mit Erfolg, wie die positive Resonanz seitens der Anwesenden sowie jener, die die Vorträge und Diskussion online verfolgt haben, gezeigt hat.
Als positiv umschrieben werden kann auch die Erwartungshaltung des Brandenburgischen Wirtschaftsministers Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach an den Optik-Tag. Er erinnerte in seinem Grußwort an seine ersten Begegnungen mit den Akteuren der Augenoptik in Rathenow 2017. Angesichts des hohen technologischen und wissenschaftlichen Niveaus, auf dem Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Bereich Optik, Photonik und Mikrosystemtechnik in Berlin und im Land Brandenburg kooperierten, sei er heute mehr als sicher: „Das Cluster ist strategisch gut aufgestellt und es ist richtig, es institutionell weiter zu fördern, damit es erhalten bleibt.“ Nicht zuletzt sei der Optik-Tag wichtig, um die Community zusammenzubringen: „Ich wünsche Ihnen eine große Reichweite, kluge Gedanken, neue Partnerschaften zum Wohle beider Seiten, Widerstandskraft und Fortune.“
Auch der gebürtige Rathenower Prof. Dr. Justus Eichstädt von der Technischen Hochschule Brandenburg (TH Brandenburg) und Handlungsfeldsprecher Biophotonik und Augenoptik begann seinen Vortrag mit einem Rückblick. Angefangen bei den ersten Augenmodellen und der ersten Brille aus dem 13. Jahrhundert beschrieb er die heutigen Anforderungen an und Funktionen von Sehhilfen, Optikern, Mess- und Gerätetechnik sowie Maschinen und Herstellern von Brillengläsern. Dabei verwies er zum einen auf die Anpassung der Ausbildung, die angehende Optiker an neue Technologien heranführt, und auf neue Geräteentwicklungen, die in der Augenoptik Einzug halten. Andererseits betonte Justus Eichstädt das große Potenzial der Region: „Brandenburg hat eine starke Augenoptik. Gleichzeitig vollzieht sich in Berlin durch Startups, neue Ansätze und etablierte Unternehmen eine differenzierte Entwicklung.“
Prof. Eichstädts anschaulicher und informativer Überblick war der perfekte Auftakt für das weitere Programm mit den beiden Themenblöcken „Künstliche Intelligenz rund ums Auge“ und „Das Auge im Blick: Trends & Innovationen“. Zum Thema Künstliche Intelligenz referierten Prof. Dr. Martin Regehly, ebenfalls TH Brandenburg, und Dr. Ella Maria Kadas von der Nocturne GmbH. Trends und Innovationen präsentierten anschließend Dr. Arnd Rose von der OD-OS GmbH, Dr. Hans Lamecker von der 1000shapes GmbH sowie die Diplomchemikerin Dagmar Schneider von der nandatec GmbH.
Die Gründerin der nandatec GmbH mit Sitz in Lübeck und Itzehoe war live zugeschaltet worden. Mit ihrem interdisziplinären Team hat sie ein 3D-Druck-Auge mit Künstlicher Intelligenz für Allergietests entwickelt, wodurch Tierversuche ersetzt werden könnten. Vom Optik-Tag erfahren hatte sie durch Katharina Witte und ihren Kooperationspartner, der Wöhlk Contactlinsen GmbH. „Ich habe die Veranstaltung online verfolgt. Es war spannend zu sehen, was im Bereich Optik passiert, und innovative Unternehmen kennenzulernen“, so Dagmar Schneider. Besonders interessiert hätte sie die Schilderung von Arnd Rose über die Markteinführung der navigierten Laserbehandlung der Netzhaut in einem digital vernetzten Ökosystem. „Es gibt kein Patentrezept, um neue Produkte in einem Markt auf Anhieb erfolgreich zu platzieren. Ich bin ein großer Fan von Netzwerken. Insofern wird uns der eine oder andere Kontakt sicher weiterhelfen können, Prozesse zu beschleunigen.“ Sehr gut vorstellen kann sich Dagmar Schneider, zukünftig beispielsweise an die TH Brandenburg heranzutreten, um die dort durchgeführten Messmethoden in Anspruch zu nehmen.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Dr. Ella Maria Kadas. Sie erklärte in ihrem Vortrag, wie mithilfe optischer Kohärenztomographie neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Alzheimer früher erkannt und in Verlaufsbeobachtungen bessere Therapieentscheidungen getroffen werden könnten. „Lernprozesse wie der von OD-OS sind der gegenwärtigen Entwicklung immanent und Paketangebote wie die beschriebene Lernplattform, kombiniert mit einer Innovation, ein guter Lösungsansatz. Es war interessant zu erfahren, dass die hier anwesenden Hersteller trotz unterschiedlicher Themen vor ähnlichen Problemstellungen stehen.“ Die hochwertigen Beiträge hätten sich gut ergänzt und das Veranstaltungsformat sei angesichts der COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen ein guter Mittelweg gewesen.
Darin stimmt Stefan Zundel, Co-Founder und Managing Director von Dopavision, mit ihr überein. Das Berliner Startup entwickelt digitale Therapien gegen Kurzsichtigkeit bei Kindern mittels Smartphone. „Insgesamt war es eine gelungene, gut organisierte Veranstaltung. Die Vorträge waren spannend, ich habe viele neue Entwicklungen kennengelernt und die Gelegenheit genutzt, mich zu vernetzen.“
Den Wunsch nach stärkerer Vernetzung mit Bildungseinrichtungen im Bereich Optik und Kooperationen mit vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen in Berlin und Brandenburg äußerte auch Prof. Eichstädt in seinem durchweg positiven Fazit der Veranstaltung im Anschluss daran. „Angesichts der spannenden Entwicklungen in der Augenoptik und optischen Gerätetechnik erhoffen wir uns eine weitere Stabilisierung in der Zusammenarbeit in der Region.“
Die sehr gute Resonanz auf den Optik-Tag seitens der Teilnehmer und Referenten legt nahe, dass die Branche auf dem richtigen Weg dorthin ist. Wer am 31. August nicht dabei sein konnte und sich ein eigenes Bild machen möchte, kann den Link zur Aufzeichnung erfragen unter anne.techen@. wfbb.de
In Zusammenarbeit mit Marion Appelt (havelcom concept)