Interview mit Peter Kaps, Geschäftsführer der Kaps Vision Brillenglas GmbH: Alles aus einer Hand
Kurzporträt
Offiziell an den Start gingen Geschäftsführer Peter Kaps, sein Vater Lothar als Technischer Leiter und Prokurist sowie Sabine Kaps am 7. November 2017. Angetreten sind sie mit konkreten Zielen, einer klaren „Vision“: Brillengläser bestehend aus Teilstücken mehrerer Linsen verschiedener Stärken durch aus einem Stück gefertigte Sonderlinsen zu ersetzen. Dadurch verringern sich Material-, Zeit- und Arbeitsaufwand und die Lieferzeit fällt dadurch deutlich kürzer aus. Umfassendes Know-how, großes Engagement und eine ausgeprägte Kundenorientierung zeichnen die Kaps Vision Brillenglas GmbH aus. Seit ihrem Bestehen konnte das Angebot stetig erweitert werden. Als förderlich für die Entwicklung des Unternehmens hat sich das von Anbeginn an laufende gemeinsame Projekt mit der TH Brandenburg unter Prof. Dr. Justus Eichstädt erwiesen.
Interview
optiMST: Was hat Sie zur Unternehmensgründung bewogen?
Peter Kaps: Hier kamen verschiedene Aspekte zusammen: mein Vater als einer von zwei Geschäftsführern eines Brillenglasherstellers, doch vor allem waren es der Verbesserungsbedarf, den ich nach meiner Ausbildung zum Augenoptiker in Gesprächen mit Optikern festgestellt habe, sowie neue Produktideen.
optiMST: Welche zum Beispiel?
Peter Kaps: Etwa wie Franklin-Gläser zu optimieren sind. Bisher werden sie aus zwei Gläsern mit unterschiedlichen Stärken gefertigt, die zunächst auseinandergesägt und zusammengeklebt werden. Sie fallen jedoch unabhängig von der Beanspruchung häufig auseinander und mir kam der Gedanke, einen neuen Kleber zu verwenden, der die Produkteigenschaften der Gläser stärker annimmt, damit dies nicht mehr passiert. Wir möchten die herkömmlichen Franklin-Gläser durch eine Neuentwicklung im Rahmen eines Projekts mit der TH Brandenburg mittelfristig abschaffen.
optiMST: Wie sieht diese aus, welchen Vorteil würde sie bieten und wie ist der aktuelle Stand?
Peter Kaps: Wir möchten die Gläser mithilfe der speziell dafür angeschafften und von EFRE geförderten Maschinen aus einem Stück fertigen. Das Fräsen und Schleifen klappt schon sehr gut, mit dem Polieren sind wir aber noch nicht zufrieden. Im Idealfall erzeugen wir eine „blanke“ Oberfläche wie bei normalen Gläsern, auf denen keine Abdrücke der Techniken zurückbleiben. Derzeit probieren wir verschiedene Varianten aus und die Oberflächeneigenschaften werden anschließend von Prof. Eichstädt der TH Brandenburg analysiert.
optiMST: Wie ist es Ihnen während der Pandemie ergangen?
Peter Kaps: Durch den Lockdown mussten wir ab Mitte März bis Mitte, Ende Mai große Verluste verkraften, seitdem haben wir sehr viel zu tun und sind dabei, eine Aushilfskraft einzustellen.
optiMST: Das heißt, dass Sie als junges Unternehmen die Krise verhältnismäßig gut überstanden und einen Kundenstamm aufgebaut haben. Mit wem und für wen arbeiten Sie?
Peter Kaps: Zu unseren Kunden zählen Augenoptiker in Deutschland sowie Brillenglashersteller in der Schweiz, Kroatien, Italien, Slowenien, Dänemark, Österreich und Deutschland.
optiMST: Arbeiten Sie auch mit Berliner Unternehmen zusammen?
Peter Kaps: Hier sind es inzwischen mehr als zehn Optiker, für die wir tätig sind. Hinzu kommt eine Reihe von Neukunden, wobei Sonderlinsen, wie wir sie anbieten, nicht ganz so oft gebraucht werden. Es ist jedoch nicht ganz einfach, einen Hersteller zu finden, der sie produziert. Unsere Kunden sind in der Regel sehr glücklich, dass wir sie versorgen können, zumal der Bedarf manchmal sehr dringend ist.
optiMST: Beschreiben Sie bitte einen der Sonderwünsche, auf den dies zutrifft.
Peter Kaps: Sehr gut erinnere ich mich an die Gläser für einen Neunjährigen, dem ein Tumor auf die Augen drückte. Die Auflage der Uniklinik Leipzig sah Prismen von 47 Grad vor, eine Höhe, die die bisherigen überstieg, und einen Fertigungszeitraum von drei Tagen. Sie müssen sich die Gläser wie Türkeile vorstellen. Da herkömmliche Einschleifautomaten nicht auf solche Werte ausgelegt sind und da das Bruchrisiko hier extrem hoch war, haben wir das für den Optiker übernommen.
optiMST: Welche Stärken haben Sie als auf größere Sehhilfen spezialisierter Hersteller im Bereich Low Vision bislang abgedeckt?
Peter Kaps: Das aktuelle Spektrum umfasst das, was technisch möglich ist, also Werte von minus 220 bis plus 60 Dioptrien.
optiMST: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Peter Kaps: Neben der Verbesserung unseres Angebots steht der Ausbau unseres Programms im Vordergrund. Meist sind es andere Produkte oder Produktkombinationen, die hinzukommen. So enthält unsere nächste Preisliste die Neuheit Kantenfiltergläser, die sich selbst eintönen und die Augen bei bestimmten Augenkrankheiten schützen. Bisher waren diese Varianten nicht miteinander kombinierbar.
optiMST: Ist es nach wie vor der Austausch mit Optikern, der Sie zu neuen Ideen anregt?
Peter Kaps: Ich denke es liegt zum einen am guten Zusammenspiel zwischen mir und meinem Vater. Andererseits kommt durch mich alles aus einer Hand, denn ich kenne die Bedarfe und kann einschätzen, ob das Gewünschte umsetzbar ist, es sozusagen in einer Fassung Sinn macht. Doch auch die Optiker sind sehr kreativ und nicht zuletzt sind es die vielen Anfragen, die uns erreichen und mich zu Neuem inspirieren.
Zur Person
Peter Kaps ist gebürtiger Rathenower. Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Assistenten Automatisierungs- und Computertechnik in Brandenburg an der Havel, entschied sich dann aber für die Sparte Optik. Gelernt hat der inzwischen 29-Jährige bei einem Berliner Augenoptiker, dessen Fokus auf dem Bereich Low Vision liegt. Während seiner späteren Tätigkeit bei einem Brillenglashersteller erkannte Peter Kaps den Bedarf an Sonderlinsen und ungenutztes Potenzial. So entstand der Wunsch, sich gemeinsam mit seinem Vater selbstständig zu machen. Während Peter Kaps sich auf die Meisterprüfung vorbereitete, erstellte er gemeinsam mit Lothar Kaps einen 80-seitigen Businessplan, beantragte er Fördergelder, um die für die Produktion aus einem Stück gefertigter Sonder- und Franklin-Linsen erforderlichen Maschinen anschaffen zu können, und richtete die Firma ein. Begleitet wurde er vom Lotsendienst für Gründer im Landkreis Havelland und einem Unternehmensberater. Mit seiner Entscheidung ist Peter Kaps sehr zufrieden und hat sich mit Kaps Vision Brillenglas GmbH als fester Ansprechpartner für Optiker etabliert.
Dieses Interview wurde erstellt von Marion Appelt (havelcom concept) für optiMST.
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