Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg (MWE Brandenburg), eröffnet den 3. Brandenburger Optik - Tag, Foto @ WFBB / David Marschalsky

Gute Vernetzung erhöht die Schlagkraft des Einzelnen

3. Brandenburger Optik-Tag am 19. August 2019

 

Anders als in den Vorjahren, wo Unternehmen in Rathenow und Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow ihre Türen öffneten für Vertreterinnen und Vertreter des Clusters Optik und Photonik aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, fand die diesmal gemeinsam mit dem GFWW e.V. organisierte Veranstaltung im Business and Innovation Center (BIC) in Frankfurt (Oder) statt. Rund 70 Teilnehmende waren gekommen, um sich unter der Überschrift „Nanoelektronik und Mikrosystemtechnik“ auszutauschen, neue Ideen zu generieren und um sich vor allem regional stärker zu vernetzen. Denn innerhalb der Branche kennt man sich größtenteils zwar, wie Peter Krause, First Sensor AG, Handlungsfeldsprecher Mikrosystemtechnik und Vorstandsvorsitzender AMA, einräumte. Dies treffe jedoch weniger auf die Anwendungen zu: „Hier gilt es, miteinander ins Gespräch zu kommen. Zu erfragen, was ein Kunde etwa mit einem Sensor oder einer Applikation macht, dessen Erfahrungen zu sammeln und diese als Anbieter in Produkten zu berücksichtigen.“

Hingegen forderte der Brandenburgische Wirtschaftsminister Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach in seinem Grußwort u.a. die Institute auf – darunter „Perlen“ wie das Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik IHP in unmittelbarer Nachbarschaft des BIC –, mehr in die Wirtschaft zu transferieren, weitere Ausgründungen zu wagen und die hiesige Wertschöpfung zu unterstützen, um so die Strahlkraft Brandenburgs über die Landesgrenzen hinaus zu erhöhen. Ähnlich Claus Junghanns, Bürgermeister von Frankfurt (Oder). Er riet den Anwesenden in seiner Begrüßung, grenzübergreifend zu denken, links und rechts sowie speziell auf seine Stadt zu schauen, wo sich beispielsweise das japanische Unternehmen Yamaichi Electronics bewusst entschieden habe zu investieren.

An die Bedeutung Frankfurts (Oder) als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort erinnerte auch Prof. Dr. Hans Richter. Der Vorstandsvorsitzende des GFWW e.V. und Netzwerkmanager GRW-ERT-BB moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit der Clustermanagerin Cluster Optik und Photonik, WFBB, Dr. Anne Techen. „Wir haben eine Legende und es gibt neue Akteure in Frankfurt (Oder)“, wies Richter auf die Aufnahme der Diodenfertigung 1968, die Inbetriebnahme des Instituts für Halbleiterphysik der Akademie der Wissenschaften 1983, die Gründung der IHP GmbH als Institut der Blauen Liste, jetzt Leibniz-Gesellschaft, 1991, die Gründung des IHP/BTU Joint Lab 2000, den Start des GRW-Kooperationsnetzwerks Elektronik-Relevante Themen- und Handlungsfelder in der Region Berlin-Brandenburg 2018 sowie die Einbeziehung des IHP in die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland 2018 hin.

Auf das in der Region vorhandene Potenzial ließen auch die Vorträge schließen. Es sprachen Peter Krause, der Geschäftsführer Thilo Wicht von der PROAUT TECHNOLOGY GmbH, Dr. Tolga Tekin, Gruppenleiter Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM sowie PD Dr. rer. nat. habil. Ulrich Wulf von der BTU Cottbus-Senftenberg. Dass sich nach der anschließenden Präsentation der vertretenen Unternehmen und Institute ein reger Austausch entspannen würde, legten bereits die interessierten Fragen des Plenums an die einzelnen Referenten nahe.

Manche Gäste wie etwa Dr. Elisabeth Siebert hatten sich vorab über die teilnehmenden Unternehmen informiert. Siebert ist promovierte Physikerin und berechnet, konstruiert und entwickelt in der Berliner Dr. Türck Ingenieurbüro GmbH für Großkunden sowie Start-ups optische Komponenten und Systeme. Während sie und Dr. Volker Türck Optiken vom Objektiv bis zum Mikrolinsen-Array entwickeln, liegt der Fokus vier weiterer Mitarbeiter auf der Entwicklung von Algorithmen für die Analyse von Mess- und Produktionsdaten. „Ich wollte wissen, was außerhalb der Hauptstadt passiert, und ich mochte das überschaubare Format“, so die gebürtige Brandenburgerin. „Die Zahl der Vorträge war genau richtig und es war leicht, ins Gespräch zu kommen. Es war eine vertraute Atmosphäre, weil so viele Brandenburger versammelt waren, die lokale Beschränkung macht für mich Sinn“, führt sie weiter aus. Den dritten Brandenburger Optik-Tag ganz ähnlich empfunden hat Heiko Petzold, Leiter Einkauf bei der ASKANIA Mikroskop Technik Rathenow GmbH – eine der Firmen, die Elisabeth Siebert besonders interessiert hat: „Auf großen Messen ergeben sich oftmals lange nicht so viele Begegnungen wie heute hier“, erläuterte er. Bereits existierende Kontakte konnte er vertiefen und neue knüpfen.

Ein seit Jahren Bestehender ist der zur OEG GmbH mit Sitz in Frankfurt (Oder). Zu Kunden dieses Unternehmens zählen wiederum die Draht-, die Halbleiter- sowie die Getränkedosenindustrie, wo OEG mit seinem Angebot weltweit marktführend ist. „Ich fand die Veranstaltung sehr spannend, da die Unternehmensdichte in Brandenburg nicht so groß ist wie die in Bayern, Baden-Württemberg, Jena, Dresden oder Berlin“, bilanziert Geschäftsführer Dr.-Ing. Stephan Rothe. Die Firma arbeitet auch mit Forschungseinrichtungen zusammen, darunter die TH Wildau.

Neben der TH Brandenburg und der Universität Potsdam sowie anderen Instituten war auch die 2017 ins Leben gerufene Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland, kurz FMD, mit einem Informationsstand im BIC präsent. Dort zusammengefasst finden sowohl deutsche und europäische KMU, die Großindustrie sowie Start-ups als auch Forschungseinrichtungen das umfassende Know-how der Institute des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik und der Leibniz-Institute FBH und IHP. „Für unsere Kunden sind wir so etwas wie ein One-Stop-Shop“, erläutert Dr. rer. nat. Andreas Grimm, Technologiepark-Manager Verbindungshalbleiter aus Berlin. „Mit unseren z.T. weltweit führenden Instituten bieten wir ihnen auf sie zugeschnittene moderne mikroelektronische Systemlösungen aus einer Hand, die am Markt nicht erhältlich sind. Auch decken wir die komplette Wertschöpfungskette von der Technologieentwicklung bis zur Pilotherstellung ab.“ Seine Einschätzung der Firmen, mit deren Vertretern er sich am 19. August ausgetauscht hat: „Es war sehr spannend, regionale Firmen, die z.T. weltweit agieren und ihre Nische gefunden haben, kennenzulernen.“

Mit den Pilotprodukten können sich interessierte Unternehmen dann an die Eurofins Product Service GmbH in Reichenwalde wenden, die erstmals am Brandenburger Optik-Tag teilgenommen hat. Hierbei handelt es sich um ein unabhängiges akkreditiertes Test- und Zertifizierhaus, das Produkte zur Marktreife bringt. „Es ist eine interessante Veranstaltung und wir können uns vorstellen, wiederzukommen“, so das Fazit von René Spiller, Head of Customer Services.

Wohin man schaute, erblickte man Menschen in angeregtem Gespräch. Auch Dr. Anne Techen war mit dem Verlauf des 3. Brandenburger Optik-Tags sehr zufrieden und hofft wie Hans Richter auf eine nachhaltige Wirkung derselben. Auch er forderte die Teilnehmenden nachdrücklich dazu auf, mithilfe von Vernetzung die Schlagkraft zu erhöhen, um nicht zuletzt die Attraktivität des Landes Brandenburg für neue Ansiedlungen zu erhöhen. 

Beitrag von Frau Marion Appelt (havelcom concept)