Der winzige Scanner, der alles sieht
Wenn in der medizinischen Arbeit ein Endoskop zum Einsatz kommt, sendet es möglichst präzise 3-D-Aufnahmen aus dem Inneren eines Körpers. Der dafür nötige Schnitt kann gar nicht klein genug sein, das Verfahren soll ja möglichst schonend vonstatten gehen. Zurzeit sind dabei häufig „Stereovision“-Scanner im Einsatz, die quasi mit „zwei Augen“ schauen, damit der Stereoeffekt entsteht. In Potsdam hat sich jetzt ein junges Unternehmen angesiedelt, das aus der „Stereovision“ eine „Monovision“ machen wird und damit die Größe des Scanners halbiert. Das neuartige Verfahren, das bisher vor allem in der Wissenschaft zuhause ist und erst langsam in die Industrie vordringt, ist die digital-optische Holographie. Sie misst die Flugzeit von Licht in einem Interferenzverfahren und setzt aus den gekoppelten Informationen von Objekt und Referenz die dreidimensionalen Informationen zusammen.
Dr. Alexander Knüttel, Gründer und Geschäftsführer von AKmira optronics, zählt die wichtigsten Vorteile des neuartigen Scannertyps auf: „Wir werden einen extrem verkleinerten 3-D-Scanner entwickeln, der keine Mechanik benötigt und zudem schärfere Bilder liefert sowie Abstände besser messen kann als die heute eingesetzten Produkte.“ Der letzte Punkt ist vor allem bei der Teilmenge von endoskopischen Operationen wichtig, die Roboter durchführen. Diese nehmen zu, denn der Roboter zittert nicht wie die menschliche Hand. Allerdings bewegt sich der menschliche Körper auch in Narkose, weshalb es wichtig ist, dass der Roboter präzises Feed-back bekommt, wo genau er sich im Körper befindet. Da ist die Abstandsmessung entscheidend.
Ein Physiker mit Unternehmer-Gen
Die für den neuen Scannertyp nötige, sehr leistungsfähige Technologie aus der Forschung in die Praxis zu bringen, beschäftigt Knüttel schon seit vielen Jahren. Der Physiker hat zuletzt bei einer Firma für Dentaltechnik mit 3-D-Holographie gearbeitet. Doch finanzielle Herausforderungen durch die Corona-Pandemie brachten diese Firma dazu, ihre Investitionen in die Zukunftstechnik einzustellen. So entschloss sich der gebürtige Baden-Württemberger erneut ein eigenes Unternehmen zu gründen. Es ist sein Drittes, unter anderem hatte er schon im Jahr 2000 einen 3-D-Hautscanner als Weltneuheit auf den Markt gebracht.
Die Region Berlin Brandenburg kennt Knüttel gut, hier hat er schon früher technische Kooperationspartner gefunden, ein zentraler Grund für die Standortwahl. „In der Hauptstadtregion überzeugen mich die renommierten Universitäten, die sehr guten Förderprogramme wie beispielsweise ProFIT Brandenburg und der Spirit, den ich hier antreffe. Die Region will etwas erreichen. Und mit der Ansiedlung in Potsdam habe ich das Beste aus beiden Welten, Berlin und Brandenburg“, fasst der Unternehmer zusammen.
Die Schritte zum Produkt
Die nächsten zwei Jahre wird AKmira optronics forschen und entwickeln, dann das Produkt fertigstellen und ab 2024 denkt der Gründer an den Vertrieb, für den er mit erfahrenen Unternehmen zusammenarbeiten wird. „Viele junge Gründer unterschätzen, wie schwierig guter Vertrieb ist. Ich werde mir dafür externe Partner suchen“, so Knüttel. Vor allem, weil die innovative Technologie auch für andere Einsatzgebiete interessant sein wird. Eine Vision: Wenn der Scanner klein genug ist, könnte er in Handys integriert werden und beispielsweise als Diabetes-Sensor arbeiten. An einem ähnlichen Produkt hatte Knüttel ganz am Anfang seiner beruflichen Laufbahn gearbeitet, er würde hier gerne einen Kreis schließen.
Für seine Ziele benötigt der Unternehmer „die besten Köpfe, die bei uns reinspringen mit voller Energie und die mit ihren Gedanken spazieren gehen. Dann lassen wir uns gemeinsam Flügel wachsen.“ Er ist optimistisch, sie in der Region zu finden, dank der Hochschulen gebe es die nötigen Fachkräfte. Zudem merke er bei den ersten Einstellungen, dass die spannende Technologie lockt. Damit sich das Engagement auch auszahlen kann, bietet Knüttel seinen Mitarbeitenden virtuelle „Stock Options“ an, also eine Beteiligung am Unternehmenswert im Falle einer erfolgreichen Veräußerung. „Das kenne ich gut aus den USA, in denen ich eine Zeit lang gelebt habe.“
Gerne im Netzwerk aktiv
Der Neu-Potsdamer fühlt sich in der brandenburgischen Hauptstadt willkommen: „Das Cluster Optik und Photonik beispielsweise unterstützte mich engagiert bei der Gründung. Ich freue mich, wenn ich in diesem Jahr an Fach-Veranstaltungen teilnehmen kann, das Clustermanagement ist da sehr aktiv.“ Die Suche nach klugen Köpfen und nach Partnerunternehmen beispielsweise für Optisches Design, für CAD und für die Programmierung von Grafikkarten, letzteres eine Aufgabe, die Games-Programmierer gut bewältigen könnten, wird ihn in der nächsten Zukunft beschäftigen.
Kurzporträt Dr. Alexander Knüttel
Dr. Alexander Knüttel hat sich nach seinem Studium während eines mehrjährigen Post-Doc Aufenthaltes am National Institutes of Health in Washington D.C./ USA der optischen Bildgebung und Spektroskopie zugewandt. Nach Arbeiten an einem nicht-invasiven optischen Diabetes Sensor bei Roche Diagnostics in Mannheim hat er im Jahre 2000 sein erstes Start-Up gegründet. Bei „ISIS optronics GmbH“ wurde der weltweit erste optische 3-D Hautscanner, basierend auf der OCT-Technologie, entwickelt. Mit dieser Technologie war es ab 2006 in der neu gegründeten „ISIS sentronics (heute sentronics metrology) GmbH“ möglich Waferinspektionsgeräte und Systeme zu entwickeln und zu vertreiben. Nach der Entwicklung einer digital-optischen Holografie über die letzten 5 Jahre in einer Dentalfirma ist diese Technologie nun Ausgangspunkt für Start-Up Gründung „AKmira optronics GmbH“ in Potsdam.
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AKmira optronics GmbH
Dr. Alexander Knüttel
Ricarda-Huch-Str. 2
14480 Potsdam
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